**Radio Irrtum! 2025/10 – Verspätet or not** **[Alex]** **[Intro]** Ja, hab ich übrigens selbst so erlebt – dafür gibt es bei der Deutschen Bahn kein Beschwerdeformular, und insofern gibt es das Problem auch gar nicht. Aber ich will hier meine Position als hochdekorierter Alex-Berlin Moderator [hust] nicht für private Angelegenheiten missbrauchen Denn das hier ist tatsächlich Radio Irrtum!, die seltsame Underground-Musiksendung, mein Name ist Herr Irrtum! und all das läuft auf Alex Berlin! dem Sender Eures Vertrauens. Hoffe ich mal. Aber bevor ich anfange, Euch zu erzählen, was Euch in dieser Stunde so an musikalischen Styles erwartet, steigen wir mit einem regelrecht poppigen aber dennoch gewaltig energetischen Titel ein, wie man das von diesem Projekt auch nicht anders erwartet - hier sind:** ** **01. Lorelle Meets The Obsolete: Control (Edit) | Control [S] / Corporal [A]** Mein lieber Schwan, was für eine Kraft – und dann diese Stimme, die haut mich regelrecht um – das ist die Stimme von Lorena Quintanilla, der phänonmenalen Sängerin des mexikanischen Duos „Lorelle Meets The Obsolete“, die übrigens im Alleingang für alle Texte bei diesem Projekt verantwortlich ist, von dem dieser Titel... „Control“ stammt, den wir im Radio Edit gehört haben und der wiederum stellt die aktuelle Single-Auskopplung aus dem Album „Corporal“ dar. Ihr gleichberechtigter Mitspieler, quasi der „obsolete“ Part von Lorelle Meets the Obsolete, das ist Alberto González. Der kümmert sich mit Lorelle, also eben mit Lorena Quintanilla zusammen um die Kompositionen und Arrangements, die sie dann beide auch als Multiinstrumentalisten, die sie sind, zusammen spielen. Und sie haben ja, Kenner:innen dieser Sendung wissen das, in den letzten 14 Jahren nur Hammertracks rausgebracht – wie diesen hier – Control hieß er. Aber denkt Ihr, in unseren schönen freien weißen Welt gibt es einen Wikipedia-Eintrag zu denen? Nö. Dafür aber über Gestalten wie den Ballermann DJ Mickie Krause. Wer davon ist eigentlich irrelevant? Hmm? Was wirklich relevant ist, obwohl niemand es kennt, das erfahrt Ihr hier, bei [Tellerrand] Genau so ist das, mein Name ist Herr Irrtum! und in dieser Stunde gibt es hier noch: - Alternative Pop, wo stilistisch die Sterolab auf Gary Numan treffen - Musik aus der Bonk Wave Bewegung, die möglicherweise kein Bonk Wave ist - Feinsten laid back 140 bass - experimentellen Bass - IDM Bass (ja – da gibt es schon einen kleinen Bass Schwerpunkt) - Super Experimentellen IDM - Experimental granular Akkordeon Music - Dresden DOOM - Post Punk, der klingt, als ob die Birthdayparty auf die B52s treffen - Unglaublich schöner französischer Piano Chanson Pop Und das reicht natürlich immer noch nicht: Im Hintergrund haben wir noch das Album - Pugilist & Tamen: Source laufen, damit mein Gerede nicht zuuuu langweilig wird für Euch. Die beiden Pugilist und Tamen, kommen aus Melburn, das liegt da, wo die Leute alle verkehrtrum rumstehen – und die machen großartigen Oldskuhl Drum and Bass, als wäre es 1994. Wir hören mal für ein paar Sekunden direkt rein… [Play] Aber jetzt erstmal was komplett anderes. Hier sind **02. Automatic: Country Song | Is It Now? [A]** Als würden Sterolab auf Gary Numan treffen – und das sind alles Andere als schlechte musikalische Referenzen – das waren ↑↑↑ . Und mit Gary Numan, das meine ich sehr ernst. Ich hab mal einen Ausschnitt von Country Song von Automatic direkt hinter Gary Numans Track Cars von 1979 geschnitten – hört selbst. Erst Gary Numan von 1979, dann Automatic von 2025. [Cars] Merkt Ihr auch oder? Das ist soundästhetisch nichts anderes als eine Verneigung vor dem britischen Pionier des Synthipop. Jedenfalls, Automatic, das sind 3 Frauen aus LA, die seit 2017 zusammen musizieren und das ziemlich erfolgreich, will ich meinen. Die haben zum Beispiel schon mal einen eigenen Wikipedia-Eintrag – genau wie der Ballermann Bademeister Mickie Krause. Der Erfolg kommt vielleicht nicht ganz von ungefähr, denn es gibt ausgesprochen kultische Verwandtschaft. Die Drummerin Lola Dompé ist nämlich die Tochter des Bauhaus Drummers Kevin Haskins. Es wäre aber gemein, jetzt darüber zu lästern, die wären nur so bekannt eben wegen solcher externen Aspekte – was am Ende tatsächlich zählt, ist die Musik – und auf diesem Gebiet sind sie tatsächlich unheimlich gut. Unheimlich gut ist aber auch jemand aus einem ganz anderen Gebiet – und… Moment, Moment… Haben wir heute nicht auch [Saturday] Ja genau. Zeit in den Clubs aufzuschlagen – zum Beispiel mit ordentlich Bonkwave – in diesem Falle von ↓↓↓ **03. n3wjack: Vimto Spritz [CC]: The Four Seasons of Bonk Wave | A Midsummer Bonk's Dream 1 [VA]** [Alex] ↑↑↑ Ja… War das nun Bonkwave oder war es das nicht? Keine:r weiß es so genau. Fakt ist, das diese Bewegung, die ursprünglich aus dem Herzen des _freien_ dezentralen sozialen Netzwerks Fediverse kommt, inzwischen ORDENTLICH Fahrt aufgenommen hat – im September sind gleich 2 randvolle Best of Bonkwave Alben rausgekommen und die enthalten hauptsächlich Tracks von Leuten, die musikalisch im ebengenannten Fediverse unterwegs sind und in der Regel Creative Commons Musik machen also [CC] und so eben auch N3WJack. Ihr könnt das Ding also Remixen und anderweitig in Eure eigenen kreativen Werke einbringen, solange Ihr seinen Namen kreditiert. Er hat mir übrigens über das Fediverse geschrieben, dass er den Track in dem Open Source Tool Bespoke gemacht hat. Das ist tatsächlich sensationell – das ist so ein Node-zentriertes Musikmach-Werkzeug – Ihr verbindet also beliebig auf dem Bildschirm kleine Kästchen - Nodes - miteinander, die in irgendeiner Form Klänge kreieren- oder manipulieren können und könnt dann jeden Aspekt des Signalflusses zwischen ihnen kontrollieren. Irres Konzept, gibt es schon seit Ende der 90er, aber noch nie ist es meines Erachtens so konsequent und kompromisslos wie bei Bespoke umgesetzt worden. Und N3wJack nutzt dieses Werkzeug absolut virtuos für seinen Track Vimto Spritz. Und das eben gespielte Resultat findet Ihr übrigens nicht auf [Spotify] das tut mir soooooo leid. Ok, wir haben ja praktisch IMMER Bassmusik bei Radio Irrtum! – aber wir hatten lange keine, die so bodenständig und so nahe am originalen britischen Dubstep der 2000er war, wie das hier ↓↓↓ [BASS] **04. Distinct Motive: Hypnotize | Hypnotize [E]** ↑↑↑ Cooler Track, finde ich. Distinct Motive ist ein kanadischer DJ der sich um tiefer gelegten Bass verdient gemacht hat, den er mit einem gewissen Faible für das Dunkle und das Minimale zu servieren pflegt. Aber das geht auch anders – wie im Folgenden Traka beweisen. Ihr Track, den sie zusammen mit Mythm rausgehauen haben, heißt OXIC. Und ich hoffe sehr, der Alex Berlin Kompressor in der Endstufe ist lieb zu uns – der reagiert nämlich manchmal extrem nervös auf tiefe Subbässe und macht dann die Musik ziemlich kaputt – ich hoffe, das läuft heute hier... **05. TRAKA ft. MYTHM: OXIC | The Wall Of Us [E]** ↑↑↑ Einfach nur Wow! Traka sind mir bereits seit einigen Jahren sehr sehr positiv aufgefallen – ich hab die Jungs aus Belgrad, die aus der dortigen Sprayer Scene kommen schon mehrfach hier in der Sendung gehabt – aber die letzten ein zwei Jahre dann eher nicht mehr – ich hatte den Eindruck, die sind bisschen in den Stillstand reingegrindet – da kam nichts mehr wirklich Neues Innovatives. Das hat sich jetzt geändert, diese EP klingt frisch wie schon lange nichts mehr von Traka und vielleicht hängt das damit zusammen, dass sie das Label gewechselt haben. Früher waren sie auf dem Prager Yuku Bass-Label; jetzt aber sind sie in Hamburg bei Saturate angekommen. Guter Move! Und Mythm, mit dem sie diesen Track OXIC gemacht haben, der kommt ganz woanders her und hat mit Sicherheit die ein oder andere zündende Idee für diesen Track mit eingebracht – aus Vancover in Kanada stammt er und ist für seinen klassischen UK-Basstep Approach bekannt. [Chip Jingle] Moment, ist denn schon wieder die Hälfte dieser Sendung um? Dieser Sendung? [Mikro] Ja, wahrhaftig. Wie soll es denn dann weitergehen? Ab jetzt wird es deutlich experimenteller und allgemein anders – wir haben noch - IDM Bass, wenn man das so nennen darf - und schließlich super experimentelle IDM - Experimental granular Akkordeon Music - Dresden DOOM – man könnte auch sagen Dooooom aus Dresden - Post Punk, der klingt, als ob die Birthdayparty auf die B52s treffen - und abschließend unglaublich schönen französischen Piano Chanson Pop Die nächsten Musiker - aus Japan - sagen von sich, sie würden Bassmusik machen. Na ich weiß ja nicht. Aber großartig ohne Frage – hier sind ↓↓↓ **06. Herbalistek: Ego | Inner Surface [A]** ↑↑↑ Ja ist das nun noch Bass oder ist das schon... [IDM] Ich würde ja für IBM plädieren – Intelligent Bass Music – ja, hier bei Radio Irrtum! werden neue Genres geboren und Ihr habt es zuerst gehört! [OMG] Anyway: Herbalistek, das ist ein Duo, was 2019 irgendwie auf dem EDC Japan, dem Electric Daisy Carnival - einem Riesen Festival für elektronische Club Musik – entdeckt worden ist. Inzwischen sind sie die Kuratoren ihrer eigenen Festivals – also definitiv sehr bekannte Leute in Japan – und das finde ich sehr cool, dass die mit diesem Status, SOOO eine Musik machen. Das wäre in unseren Landen, wo Ballermann-CD-Aufleger wie Mickie Krause ihren eigenen Wikipedia-Eintrag haben, undenkbar. Und na klar, Herbalistek können Big in Japan sein wie sie wollen, einen Wikipediaeintrag haben sie nicht. Genausowenig wie ↓↓↓ **07. Matthew Ryals: Surface Tension | Exalge [A]** ↑↑↑ Matthew Ryals ist mal Synthesizerexperte, mal Komponist, mal Improvisator, mal Pädagoge, mal jemand, der Brücken zwischen Wissenschaft und Kunst zu bauen vermag. Der Mann aus New York wird als „Klangforscher an der Grenze der experimentellen Musik“ gesehen und dafür gelobt, Klänge „so zu behandeln, als wären sie lebendig und atmend“ – und ja. Dem kann ich nur zustimmen. Aber sowas können auch Leute aus hiesigen Landen – etwa ↓↓↓ **08. Anja Kreysing + Stefan Strasser: Meridian Collapse (Excerpt** **) | Sonic Scorch [A]** Die fantastische ↑↑↑ Ja ein Excerpt war das, ein Zusammenschnitt, denn das eigentliche Stück Meridian Collaps ist beinahe 36 Minuten lang und ich kann Euch versichern, wenn Ihr auf so etwas steht, dann lohnt sich jede einzelne Sekunde davon. [Alex] Ja das ist der Sender, mein Name ist Herr Irrtum!, aber ich bin noch nicht ganz fertig mit Anja Kreysing und Stefan Strasser. Anja Kreysing, ich hatte ihre Musik schon ein paar mal in der Sendung mittlerweile, das ist diese Klang und Medienkünstlerin, mit dem einem Granualar-Synthi-Setup, was sie am liebsten in Live-Situationen vor Publikum mit ihrem riesigen Akkordeon ansteuert. Und Stefan Strasser, das ist ein Klangkünstler der sich zwischen den Welten des Jazz, der freien Improvisation, des Ambient, und Noise bewegt. Und auf diesem Album, haben sie live zwei Real-Time Kompositionen in einem Take aufgenommen, also praktisch kompromisslos während des Aufnehmens komponiert – und wir haben eben gerade den Zusammenschnitt eines der beiden Stücke gehört. Nochmals – sehr zu empfehlen dieses Album der beiden, Sonic Scorch heißt es. Jetzt aber etwas ganz anderes, auch da leider nur einen Ausschnitt und zwar von… ↓↓↓ **09. Lightless: Social pestilence ( ab 13:30 ) | A foreseen loss [A]** 5 min aus dem über 18 min währendem Epos von Social pestilence von der Band Lightless waren das, aus ihrem Album „A foreseen loss“ – und das ist dabei das kürzeste Stück darauf. Ich würde dem ganzen Tatsächlich den Stempel „Dresden Doom“ aufdrücken, denn es finden sich mittlerweile in dieser Stadt eine ganze Menge von sehr guten Metal Bands, die so einen individuellen Style irgendwo zwischen Black Metal und Doom Metal fahren. Mit Dr. Christian Engelmann hauptberuflich übrigens Geologe an der Uni im sächsichen Freiberg, Marc Odin Kade und Martin Heidler sind hier 3 Leute zusammen gekommen, die in den letzten Monaten die weltweite Metalscene in Anerkennung raunen lassen haben, darunter so etablierte Medien wie Head-Banger Reviews (US), Outlaws Of The Sun (UK), oder Doombringer aus Brasilien. So! Hier in Radio Irrtum! kommen übrigens auch die Hörer:innen niemals zu kurz, hier hat gerade jemand angerufen und darf seinen Wunsch selbstverständlich selbst ansagen. Bitteschön: [Dieter] **10. Nape Neck: The Shallowest End | The Shallowest End [A]** Das waren ↑↑↑ . Und das klingt schon ein bisschen so, als ob die B52s zusammen mit der Birthdayparty jammen würden. Ist aber erst am 19. September erschienen, dem kann also nicht so sein. Nape Neck kommen aus Leads in den UK, sind ein Trio – 2 Frauen, 1 Mann. Das besondere an ihnen ist, dass sie alle 3 gleichberechtigt in ihren Liedern singen – was dem Ganzen noch mehr Zusammenhalt gibt. Das ist schon ihr zweites Album in diesem Jahr und es ist nicht so, dass hier irgendwelche Reste aufgewärmt werden, nein – es klingt wirklich ausgesprochen frisch und ausnahmslos alle Titel darauf haben diese aufrüttelnde Qualität. Wenn Ihr ein bisschen was mit leicht sperrigem Art Punk anfangen könnt – hier seid Ihr genau richtig. Bei Nape Neck, nämlich. Und damit sind wir am Ende von... **[OMG]** Jaja- Mein Name ist Herr Irrtum! und Ihr findet mich, die Playlist und das Manuskript zu dieser Sendung im freien Netzwerk Fediverse unter… @herr_irrtum@s.basspistol.org Aber ein großartiges Lied haben wir noch – es kommt von der meines Erachtens besten Pop-Songwriterin, die die Welt derzeit hat – aus Frankreich kommt sie – hier ist die aktuelle Single von ↓↓↓ Machts gut, gehabt Euch wohl und vielleicht bis zum nächsten Mal im regenverhangenen November, Euer Herr Irrtum! **11. Léonie Pernet: Acid Niger (Gael Rakotondrabe Rework) | Acid Niger [S]**