# Radio Irrtum! 2025/01 – Jenseits von Spotify Willkommen bei RADIO IRRTUM! der seltsamen Musiksendung; mein Name ist Herr Irrtum! und all das passiert auf den tief schwingenden Frequenzen von Alex Berlin… - auf 91 Null, - und zwar in Mhz auf UKW in und rund um Berlin, - genau da aber auch auf DAB+ auf K7D und zudem - weltweit im international Stream. Heute mal ausnahmsweise ohne Gltchie und Glutchie Intro – die brauchen auch mal Urlaub – und zum anderen weil ich eine schier unglaubliche Zahl an Titeln in dieser Stunde unterbringen möchte, 15 Stück um genau zu sein. Dazu gleich noch mehr, aber jetzt erstmal ein famoser Popsong aus… ja ratet mal wo *DAS* herkommt - hier sind ↓↓↓ **01. Kazdoura: Khayal | Khayal [S]** ↑↑↑ … Und was glaubt Ihr, woher kommen die? Ich sag’s Euch… die kommen aus… Toronto in Kanada; also einer Stadt, in der es vor guten Pop-Musik-Projekten nur so wimmelt! Aber warum wird dann in Toronto arabisch gesungen?! Also erstmal, warum nicht? Und zum anderen, weil die Sängerin des gerade gehörten *Duos* “Kazdoura”, Leen Hamo aus Syrien, eine Expertin in Sachen klassische arabische Musik ist. Zusammen mit dem Jazz-Fusion-Rock-Instrumentalisten Johnny Abou Chacra, einem Menschen libanesischer Herkunft, macht sie einen kulturübergreifenden Mix aus Musik der östlichen und der westlichen Welt mit Einflüssen aus Jazz, Funk, Electro-pop und sogar Disco. Und so professionell poppig wie das klingt, sind sie bestimmt von irgendeinem großen Label wie Universal oder sowas entdeckt worden… NEIN, auch nicht - sie haben sich ihren Ruhm ausgerechnet auf TikTok erarbeitet. Und das ist schon krass, finde ich, dass so ein *übles* Medium wie TikTok besser geeignet ist, großartige Popmusik wie diese nach vorn zu bringen, als die mit all ihren Anwälten beschäftigte Musikindustrie. Peinlich, peinlich für Letztere. Hoffentlich nicht ganz so peinlich ist jetzt diese Sendung hier *[Anmerkung: Hätte ich mich beim Reden mal ans Mansukript gehalten]*: [Tellerrand] So siehts aus, mein Name ist Herr Irrtum! und in dieser Stunde ist Folgendes im Programm… - Beatmaker Zeugs mit diversen Twists - Triphop - Krauty Shoegaze mit Triphop-Note - Dubby Acid - IDM in sehr verschiedenen Ausprägungen - Dubby Postpunk - 60s Beat als wären the Kings nie weg gewesen - Heftigen Punk und schließlich - Electric Cello music Aber reicht uns das? NEIN! Es gibt da ein französisch / chinesisches Label namens WV Sorcerer Productions und die bringen normalerweise so esoterischen Kram raus. Aber das Album “Misty Mountain Pagoda” von Khunathi, was am 28. Januar rauskommen wird, ist tatsächlich faszinierend; es kommt einer oder vielleicht auch meiner Vorstellung von Stoner Rock im traditionellen chinesischen Gewand recht nahe… Wir hören die Musik ein bisschen im Background wäre ich rede, aber für ein paar Sekunden hören wir *jetzt* mal direkt rein: 丘瑙底河 Khunathi - 潮氣吹過後山破廟時 Misty Mountain Pagoda [A] Völlig was anderes jetzt… nämlich Beatmaker Zeugs. Mit einem der besten Experten, den es in diesem Bereich gibt. Nämlich ↓↓↓ **02. your best friend jippy ft. Guilty Simpson & Phat Kat: Secret Agents | Unidentified Friendly Object [A]** ↑↑↑ und das ist in mehrfacher Hinsicht eine verrückte Sache. Beatmaker ist ja ein Style, der irgendwann mal so startete, dass die Leute, die Background-Tracks für Rapper bauten, ihren Kram quasi verselbstständigten. Die Musik kam dann bewusst, bzw. selbstbewusst ganz ohne Vocals raus. Und so ist das schon länger. Und jetzt holen sich die Beatmaker die Rapper zurück, wie hier gerade passiert bei einem der allerbesten Beatmaker überhaupt, Your best Friend Jippy ais Perth in Australien. Der hat gewöhnlich sehr sehr happy Vibes drauf, und das ist auch auf diesem neuen Album “Unidentified Friendly Object” der Fall, übrigens einem Konzept Album, regelrecht hörspielartig in seiner Ausführung. Aber der Track hier ist anders, nicht nur in dieser melancholischen Stimmung, sondern vor allem eben, weil die Rapper Guilty Simpson und Phat Kat dabei sind. Und das sind - *natürlich* - nicht irgendwelche dahergelaufene Rapper: Guilty Simpson ist ein legendäres Urgestein aus Detroit, der mindestens seit 1996 aktiv ist. Und genau so Phat Kat, ebenfalls aus Detroit, mit 53 Jahren noch mehr ein Urgestein als schon Guilty Simpson. Das zeigt auch klar, auf was für einem hohen Niveau Your Best Friend Jippy generell agiert. Es gibt nur wenige, die sich da nicht verstecken müssen – dazu gehört definitiv der Dirty Art Club, der zusammen mit King Caiman ein ganzes Album aufgenommen hat, daraus jetzt erstmal “Sophie Centipede”. **03. King Caiman & Dirty Art Club: sophie centipede | infrared orchids [A]** [Knabbering] ↑↑↑ Über Dirty Art Club, aka Madwreck bzw. Johnny McKiever aus Charlotte in North Carolina muss man, glaube ich, nicht mehr viel sagen; das ist eine Legende unter den Beatmakern. Über King Caiman (und damit ist ***nicht*** der durchaus originelle Egg-Punk-Musiker aus Madrid gemeint), würde ich auch gern etwas erzählen; aber das gestaltet sich schwierig – mehr, als dass auch er in Charlotte aktiv ist, konnte ich zunächst nicht herausfinden – und dann muss ichs wohl auch dabei belassen. Und damit genug mit dieser Art von Beats, statt dessen jetzt ↓↓↓ [Alex] **04. Lyli J: Unresolved | Unresolved [S]** ↑↑↑ Gibt ja nur noch wenige, die ein bisschen Trip Hop wagen, der sich hier ein wenig in Richtung IDM neigt. Lyli J ist aus Grenoble in Frankreich gehört zu diesem Kreis. Sie ist eine französisch/amerikanische Instrumentatlistin, Sängerin, Sound Designerin und Musik Produzentin. Und sie hat, zumindest aus der Perspektive von Synthesizer Enthusiasten, einen absoluten Traumjob – und man hört das übrigens an ihren extravaganten atmenden elektronischen Sounds: Sie ist Klangdesignerin beim weltberühmten Synthesizer-Hersteller Arturia. Übrigens findet Ihr diesen brandneuen Song NICHT auf Spotify. Auch der nächste Track hat etwas mit Triphop zu tun, aber anders als Ihr denkt – außerdem hört man es gar nicht… hier ist ↓↓↓ **05. Andy Bell feat. Dot Allison and Michael Rother: I’m in love… | pinball wanderer [A]** ↑↑↑ Wow, hier gibt es so viel zu sagen. Erstmal. Wem das Lied bekannt vorkommen sollte, das gab es schon mal 1981, kam damals von den Passions und hieß “I'm in Love With A German Film Star”. Lief damals nicht besonders gut in den Charts, ist aber nach ein paar Jahren von diversen Bands gecovert worden unter anderem 2005, also 24 Jahre später, von den Foo Fighters. Diese Version ist von Andy Bell, und ich muss es immer wieder dazu sagen, nicht der Sänger von Erasure sondern der Produzent aus Wales, der in seinem früheren Leben mal Bassist bei Oasis war. Der dreht in den letzten Jahren immer mehr auf in Sachen großartige Kraut- und Shoegaze Projekte. Und für dieses Cover von “I'm in Love With A German Film Star” hat er sich niemand Geringeren als die 1950 geborene Krautrock-Legende Michael Rother von Neu! herangeholt – ich meine allein deshalb ist diese Platte ihr Geld schon wert – und dazu noch die eigentlich im Trip-Hop-Bereich gefeierte Sängerin Dot Allison, die der Sängerin der Passions kaum nachsteht. Was für eine Konstellation. Wow! Und damit reißen wir das Ruder mal komplett herum, und ändern den Style ganz gewaltig: Hier kommt ↓↓↓ **06. Noir Patrol: Acid Rain | Acid December'24 Online Event [VA/CC]** ↑↑↑ Ein Stück, was in dieser Online-Competition wirklich positiv herausragt; ist es doch einerseits ganz klar Acid, andererseits aber eben auch nicht mit seinen Dub Elementen und diesen seltsamen 6/4 Takten und dieser generell nahezu deeskalierenden Stimmung. Sucht man nach Noir Patrol, findet man NICHTS und das hängt damit zusammen, dass dahinter ein Typ steht, der sich prinzipiell einen Riesenspaß daraus macht, für jeden Track mit einem anderen Pseudonym um die Ecke zu kommen. Aber ich darf Euch trotzdem sagen, wer es ist – es ist *wahrscheinlich* ein gewisser Niklas Salkin und ganz bestimmt gilt er als *der* Erfinder und Strippenzieher des schon lange währenden jährlich stattfindenden Acid December Online Events. Der Track steht natürlich unter der freien Creative Commons Lizenz, das heißt, er darf für nicht kommerzielle Projekte *frei* kopiert werden und bzw - Ihr findet es nicht auf Spotify. Wir sind ja hier auch ein freies Radio bei Alex Berlin, wir sind insofern auch frei von Werbung, sag ich mal so… [Kapern] Zeit für einen weiteren Creative Commons Track: **07. Xylander: Go on, sing us a song | Happy New Dystopia! [A/CC]** [Alex Chip] Vor der Station ID das war ↑↑↑ Ja, Xylander aus Derby in den UK, der hat sich innerhalb kürzester Zeit in den dezentralen sozialen Netzwerken (Fediverse) mit seiner großartig elektronisch verspielten Musik etabliert, ist auch einer der Stars der Bonk-Wave-Welle, oder vielleicht auch nicht; das ist ja wichtig dazu zu sagen, dass alles was zu Bonk-Wave gezählt werden darf, wahrscheinlich doch gar kein Bonk Wave ist. Das ist jedenfalls aus Xylanders am 20. Januar diesen Jahres erscheinendem neuen Album, wie gesagt, “Happy New Dystopia” heißt es. Und ich hatte das Privileg – es bereits vorher komplett hören zu dürfen, und es ist wirklich etwas, was man getrost als IDM-Pop bezeichnen kann; das gibt es tatsächlich nicht so oft und ist als solches phänomenal gut geworden. und es ist aktuell NICHT auf Spotify zu finden. Damit sind wir schon in der zweiten Hälfte von [Tellerrand] und da gibt es weiterhin - IDM in sehr verschiedenen Ausprägungen - Dubby Postpunk - 60s Beat als wären the Kings nie weg gewesen - Heftigen Punk und schließlich - Electric Cello music Ja und dann also weiter mit [IDM] und zwar mit **08. kel.audio: qoniwar | qoniwar [S]** ↑↑↑ Ich hab ja öfters als Ihr denkt keine Ahnung, was das für Leute sind, deren Musik ich für diese Sendung auswähle – ich verlasse mich dabei einfach nur auf mein musikalisches Gespür. Als ich jetzt in Vorbereitung *dieser* Ansage recherchierte, wer oder was kel.audio eigentlich ist, habe ich einen ziemlichen Schreck bekommen. Das ist ein Mikrofon-Hersteller! Habe ich tatsächlich das Werbe-Album eines Mikrofon-Herstellers erwischt?! Puh, nein, aber wenn man sich als Musiker so nennt, dann geht man in den Ergebnissen von Internet-Suchmaschinen natürlich vollkommen unter. Ich nehme mal stark an, das soll so. Und damit kann ich Euch dann auch nur mit folgender relativ generischen Beschreibung abspeisen: Kel.Audio erzeugt elektronische Klänge und Musik, indem er modulare Hardware-Synthesizer verwendet, um Beats, Klänge und Texturen zu erzeugen. Na dann – aber ich meine - das macht er auch prima - und im Übrigen: Ihr findet das NICHT auf Spotify… [Mikrofon] Hier kommt ein weiterer Track aus dem IDM-Umfeld, nämlich… **09. Frind: Cluster (Node) | Dispenser [A]** ↑↑↑ Bei Frind handelt es sich um zwei Musiker, die sich mal in Washington State, mal in Schottland zu Hause wähnen und die musikalische Normen zutiefst ablehnen - zugunsten von freien elektronischen Kompositionen. Und mit frei, das meinen die einigermaßen ernst. Dieses Album “Dispenser” steht zwar nicht unter der Creative Commons License, aber immerhin: Auf Spotify werdet Ihr es nicht finden. Die beiden sind erst seit 2023 aktiv und hoffentlich… hoffentlich bleiben sie das auch in der Zukunft. Und es geht IMMER noch weiter in Sachen IDM, aber wir schließen das Thema jetzt ab, und zwar einmal mehr mit einem Track, der wieder ein kleines bisschen in Richtung Pop schaut [OMG] Hier ist ↓↓↓ **10. Roberta Fidora: Let Them Deep Fake (Opt In or Die) | Let Them Deep Fake (Opt In or Die) [S]** [Alex] Vor der Station ID, das war ↑↑↑ Ein Powerhaus von Musikerin diese Roberta Fidora, die übrigens auch im freien Fediverse aktiv ist. Ihre Selbstbeschreibung sagt eigentlich alles – ich lese die mal vor: Sie sei eine Genre-Verbiegerin von der Isle of Wight, die zwischen Weltall-Taperecordings, industriell angehauchtem Electroclash, Guerilla-Puppenspiel und wild maximalistischer, leicht anarchischer Popmusik hin- und herspringt. Und dazu passt auch folgender Fakt: Ihr findet Sie NICHT auf Spotify. Weiter geht es mit einem polnischen Projekt… hier sind ↓↓↓ **11. FUNGAA: LATARNIA | FUNGAA - S/T [A]** ↑↑↑ Laternia das ist wenig überraschend das polnische Wort für Laterne, aber auch für Leuchtturm. Das Projekt kommt aus Stetin, und ist gerade erst gegründet und mehr weiß man mal wieder nicht wie bei leider allem, was das polnische Label SYF Records in der letzten Zeit so rausbringt – ich persönlich finde es ja ausgesprochen schade, wenn ein Label meint, nichts zu seinen EIGENEN ACTS zu sagen. Anschreiben habe ich keine Lust mehr, habe von denen noch nie Antwort bekommen. Aber vielleicht eins noch: Ihr findet diesen Song NICHT auf Spotify! Hier hat übrigens gerade ein Hörer angerufen und einen Liedwunsch auf unseren Anrufbeantworter gesprochen und ich sag mal: Warum auch nicht? **12. Gnome: I Like It | I Like It [EP]** Nein das waren nicht die Kings, aber Tatsache, die späten 60er klopfen hier wild an die Tür und wollen ihren Beat-Sound zurück – das waren tatsächlich aus dem Jahr 2025 ↑↑↑ . Und Gnome, die kommen aus Australien, aus Frankston genau genommen und die haben dieses EP in einer einzigen Nacht komplett in Mono aufgenommen. Und äh… übrigens… Ihr findet diesen Song nicht auf Spotify! Und endlich sind wir angekommen in der Punk Section, hier sind ↓↓↓ **13. New Adults: Fired | Listen to New Adults [EP]** ↑↑↑ und wenn man als unbedarfter Musikjournalist nach dem Stichwort “New Adults Berlin” sucht, da kann es einem schon die Schamesröte ins Gesicht treiben. Aber nein, wir bleiben gesittet, New Adults, klar, AUUUUS Berlin, haben – glaube ich – abgesehen von ihrem Namen herzlich wenig mit dem Adult-Betrieb in Berlin zu tun,. Wobei Berlin?! Hmmm. So ist es jedenfalls auf Bandcamp getagged sofern man das Album beim Flennen Label findet, Tatsache ist es aber in Dresden aufgenommen und sucht man weiter; dann ist es auch unter eigenem Namen, also ohne Label released und da wird es auf einmal kristallklar: Die kommen aus Leipzig, sind da seit 2021 aktiv und werden schon mal im international anerkannten Underground Magazin “Record Turnover” gefeatured. Aber wisst Ihr, wo Ihr die New Adults aus Leipzig NICHT findet? Auf Spotify. Und weiter gehts mit ordentlich [Punk] hier sind **14. CLASS TOURISTS: HUMANITY EATS ITSELF | HUMANITY EATS ITSELF [EP]** ↑↑↑ Das ist stark politisch engagierter Punk von einem Duo aus Wakefield in den UK, was da erst seit 2023 aktiv ist, das ist bereits ihre zweite EP. Und damit sind wir am Ende von… [OMG] Mein Name ist Herr Irrtum! und Ihr findet mich, die Playlist und das Manuskript zu dieser Sendung im freien Netzwerk Fediverse unter… @ Aber wartet… einen Track habe ich noch und das kommt von Christina Ruf aus Wien. Das ist eine Stadt in Österreich. Und Christina Ruf macht unglaublich schöne Musik mit mehr oder weniger elektrifizierten Chellos und Klavieren. Ihr Album “Temporary Eyed” gibt es als Pay what you want, allerdings NICHT auf Spotify. Daraus jedenfalls jetzt der Track “Nothing wrong” - und hoffentlich stimmt das auch. Nothing wrong im Sinne von alles gut, insofern bis zum nächsten Mal… Euer Herr Irrtum! **15. Christina Ruf: Nothing Wrong | Temporary Eyed [A]**