# Radio Irrtum 2023/12 - Cluby Xmas \[Intro Hörspiel; Sendeintro\] Na denn, ein weihnachtliches Willkommen liebe Zuhörer:Innen zu “Radio Irrtum!”. Mein Name ist Herr Irrtum! Und all das spielt auf den weihnachtlich geschmückten Frequenzen von Alex Berlin auf 91 NULL bzw. DAB+ auf K7D und natürlich im internationalen Stream. Es dauert nicht mehr lange und dann sage ich Euch, was es heute in dieser Sendung zu hören geben wird aber erstmal starten wir direkt mit einem Banger, denn es ist ja auch \[Saturday\] und daher geht es cluby los und zwar mit Musik aus den UK: Hier ist Ivy Lab mit ↓↓↓ **01. Ivy Lab: Backshifting / Demon Dust \[EP\]** ↑↑↑ Ivy Lab aus England, genau genommen haben sie ihre Base in London sind ein außerordentlich erfolgreiches DJ-Duo, das spätestens seit 2015 seine Fans mit seinem Style völlig konfus macht, denn man kann ebendiesen kaum klar zuordnen: Das bewegt sich alles irgendwo da, wo Leftfield Bass und Halftime Zeugs auf UK-hip-hop Beats treffen. Und es wird nicht bei nur DIESEN innovative Club Beats bleiben, hier bei... \[Tellerrand\] … genau… aber lasst uns kurz innehalten und mal schauen, was genau in dieser Stunde auf uns zukommt. Da hätten wir: - experimental leftfield house - breakcore Acid - Polnischen DnJazz - Funky Souljazz - downtempo lofi Beatmaker Zeugs - abstract phemale HipHop - glitchy Harfenmusik - Retrokraut - Bonkwave oder No Bonkwave, thats the question - garage Egg Punk - shoegazing grindcore doom - oh yeah! - - Song writer Zeug und zum Ausklang dann - sanften Avantgarde Pop aus Bristol Und weil das alles noch nicht reicht, spiele ich im Hintergrund, wenn da gerade Platz ist - und Ihr hört es vielleicht schon - das nächste Album von Your Best Friend Jippy, das heißt BEAT TAPE 39, ist nur 2 Monate nach dem Vorgängeralbum erschienen und ist tatsächlich NOCH phänomenaler und NUR, weil ich ihm im Oktober in der Sendung hatte, spiele ich Your Best Friend Jippy diesmal nur im Background - aber komm… wir machen es mal ganz kurz laut… \[5s PAUSE\] So gut… Aber wir wollen hier nicht verharren, es ist immer noch \[Saturday\] und da wird es zeit für ordentlich UK Club Stuff - hier ist ↓↓↓ **02. LEON VYNEHALL: Duofade / Duofade \[Single\]** ↑↑↑ Leon Vynehall ist tatsächlich ein männlicher Dude, der in Brighton zu Hause ist… insofern ist die Stimme, die wir hörten, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht die seine sondern ein Sample… Jedenfalls, das ist ein sehr geschätzter Producer aus der britischen Bass- und Club-Scene, der es schon bis zum legendären britischen Ninja Tune Label gebracht hat. Seit 2012 ist er aktiv und es sieht nicht so aus, als ob er seinen RUN irgendwann einmal stoppen würde. Wir bleiben ungemein elektronisch, wechseln aber den Style und kommen zu einem Track im klassischen Acid-Breakcore Gewand - auch etwas, was in dieser Kombi eher in den UK zu Hause ist und damn kommt da gleich ein Banger… nämlich ↓↓↓ **03. Velcro Flex: 11 Water Leak Surprise1 / Bass Pistol's Acid December'23 Collection** \[ALEX\] ↑↑↑ Jeden Dezember veranstaltet das outernationale Music Syndicate “Bass Pistol” im Fediverse ein Online-Event namens “Acid December”, wo wer Spaß dran hat seinen Acid Track einreichen kann. Wie in einem Adventskalender wird dann pro Tag ein Acid-Fensterchen geöffnet und drin ist ein neuer Track. Einer davon war eben kürzlich von Velcro Flex, der steht unter der Creative Commons License, darf also frei herunter geladen werden. Vüllig unklar ist, wer das eigentlich ist?! Velcro Flex?! Ich – kleiner Disclaimer – bin ja auch Teil des Basspistol Kollektivs und so konnte ich auf dem kurzen Dienstweg mal bei dem Vorsitzenden (sagt man so?), der sich aktuell Settolino Tonami nennt (Thimbleweed Park Zocker wissen Bescheid)… konnte ich bei dem mal anfragen – wer ist denn das eigentlich: Und er antwortet: "Ich weiß es nicht. Das ist eine anonyome Einsendung!!" Whoa! Wie mysteriös?! Wir waren die ganze Zeit außerordentlich synthetisch / technisch unterwegs - dabei MUSS das gar nicht sein. Und das zeigen uns hier mal ↓↓↓ **04. Błoto (Buhotto): Szlam (Tzschlamm) / Szlam, Ścieki (SchTschjekie) \[EP\]** ↑↑↑ Das Verrückte ist ja: Buhotto, das bedeutet “Schlamm” auf Deutsch, Tzschlamm aber - welche Überraschung - auch. Und SchTschjekie heißt dann immerhin Abwasser und ist der zweite Titel auf der EP und die behandelt den Umweltskandal um den Polnisch-Deutschen Grenzfluss Oder und nicht nur diesen Fluss, sondern auch andere polnische Flüsse in der Nähe der Stadt aus der diese Gruppe kommt - aus Breslau. Und überhaupt in ganz Polen, wo die Flüsse im Schnitt zu 91% in schlechter Kondition sind. Das erklärt dann auch, warum die Band so heißt wie sie heißt, denn Umweltschutz ist das Thema, was sie umtreibt - 3 junge Mannen am Synthie, die aber auch mal Bassgitarre, Saxophon oder präpariertes Klavier spielen und dazu - nicht zu überhören - ein echter Drummer. Wir bleiben bei tendenziell handgemachter ClubMusik und werden jetzt richtig FUNKY mit ↓↓↓ **05. Doctor Bionic: Wire Fraud / Terrestrial Radio \[Album\]** ↑↑↑ … und dieses Album kommt aber erst am 26.1.2024 raus. Doctor Bionic, eigentlich Jason Grimez aus Cincinnati bei Ohio, ist der Chef des Plattenlabels Chiefdom Records - aber er macht auch selbst Musik - und das seit den 90ern ganz klassisch mit einer MPC3000 und zwei 1200er Turntables - also ganz klar bei der Ausstattung mehr so Hip Hop Beats. Mittlerweile, als Chef seines eigenen Labels genießt er den Luxus, sich Sessionmusiker leisten zu können - und denen gibt er dann einfach ein Basis-Thema vor, lässt sie dazu jammen, nimmt das auf und fügt das zu neuen Stücken zusammen. An seiner aktuellen, so entstandenen Scheibe beteiligt sind dann u.a. der Drummer Marvin Hawkins und der phänomenale Bassist Aaron Jacobs. Ganz ähnlich im Sounddesign sind die nächsten Musiker **06. Dirty Art Club: b25 / b sides (jacuzzi sushi/car test) \[Album\]** \[ALEX\] ↑↑↑ In meinen Augen weltweit das mit Abstand Beste, was das Lofi Downtempo Beatmaker Department hervorbringen kann: Musik vom Dirty Art Club, was eigentlich ein einzelner Typ ist aus North Carolina und da wiederum, haltet Euch fest, das heißt wirklich so - und es gibt eben alles mindestens zwei Mal im Leben - , also der kommt aus Mecklenburg Country. Und er heißt Matt Cagle. Seit 2011 ist sein Dirty Art Club aktiv, damals noch zusammen mit seinem Kumpel Madwreck (dessen Musik auch sehr empfehlenswert ist), der ist aber seit ca. 2015 raus. Ihr seid immer noch hier: \[Tellerrand\] Mein Name ist Herr Irrtum! ich bin der Moderator dieser Sendung, die längst in der zweiten Hälfte angekommen ist. Und in der erwarten Euch noch… - abstract phemale HipHop - glitchy Harfenmusik - Retrokraut - Bonkwave oder nicht Bonkwave, Ich weiß es auch nicht - garage Egg Punk - shoegazing grindcore doom - Song writer Zeug und wenn dann noch Zeit ist: - sanften Avantgarde Pop aus Bristol Nun denn - Es gibt ja Leute, die auf solchen Beats wie denen von Dirty Art Club gern und gut rappen können. Man kann aber auch auf ganz anderen Beats rappen und das beweisen uns jetzt ↓↓↓ **07. H31R (Hair) (feat. Quelle Chris): Down Down Bb / HeadSpace \[Album\]** ↑↑↑ Hair, geschrieben H 3 1 R, das sind die beiden Frauen Maassai und JWords aus Brooklyn. Die kennen sich seit 2017, das erste Album kam 2020 und das hier - “HeadSpace” - ist dann noch einmal ein deutlicher Fortschritt in Sachen Tiefe und Selbstreflektion in ihrem weltweit ziemlich einmaligen Stil des experimentell-elektronischen Hiphop. Sie haben sich für das Lied, was wir mal eben hörten, niemand Geringeren als Quelle Chris zur Seite geholt, also dem Rapper und Producer aus Detroit, der kürzlich für sein Album "Deathfame" mit einer Grammy-Nominierung bedacht wurde. Und damit drehen wir mal sinnbildlich die Platte um und auf der anderen Seite wartet tatsächlich Harfenmusik auf uns. Hier ist ↓↓↓ **08. Emily Hopkins, Courtney Swain: Sunflower / Tournesols (Turnesoil) \[Album\]** ↑↑↑ Emily Hopkins, das ist tatsächlich eine von diesen… Youtube-Influencerinnen. Da würde ich ja normaler Weise schreiend weg rennen, hier ist das aber anders, denn sie hat einen riesen Spaß damit, irre strange elektronische Effektgeräte und Instrumente auszuprobieren und ihre Musik damit zu manipulieren - und ja, es ist Harfenmusik. Als Stimme ans Mikrofon für dieses Release, eben Turnesoil, hat sie sich Courtney Swain geholt - das ist tatsächlich ungewöhnlich und cool, weil die eigentlich gar nicht viel mit elektronischen Glitches am Hut hat, sondern Sängerin der Avantgard-**ROCK**band “Bent Knee” ist. Wir bleiben im verträumten elektronischen Genre, gerade noch 2 Damen, jetzt kommen 2 Herren: Passend zur Jahreszeit: ↓↓↓ **09. Look Mum No Computer & Hainbach: Kalte Hände / Rotopops \[Album\]** →→→ Hainbach aus Berlin zusammen mit einem gewissen Sam Battle, genau diesem verrückten Briten, der unter dem Namen “Look Mum, No Computer!” agiert und dann Fahrräder oder auch mal ganze Kirchenorgeln zu Synthesizern umbaut… mit “Kalte Hände” vom brandneuen Album “Rotopops”. Sam Battle baut nicht nur irre Instrumente und macht Musik damit, er hat mittlerweile auch ein ganzes Museum voll mit obskuren Klangerzeugern aufgebaut. Das hat sich Hainbach aus Berlin mal angeschaut und dabei, irgendwo dazwischen, eine uralte Elka-Drummaschine aus den frühen 70ern gefunden. Die, von der bekannt ist, dass Krautrock-Bands wie Neu! oder Harmonia damit gearbeitet haben. Daraufhin beschlossen die beiden, noch ein paar uralte Stringmaschinen, uralte Synthies und uralte Vocoder dazu zu stellen und damit eine Art Kraut-Album zu machen. Als wäre es 1974. Und rausgekommen ist “Rotopops”. Uralte Klangerzeuger, aber digital und ursprünglich spottbillig, wie vielleicht ein Atari 2600, scheinen auch **attks th drknss** zu verwenden. Und die hören wir jetzt mit ↓↓↓ **10. attks th drknss: Has anyone seen the robotic invasion alert system? / Not What I Call Bonk Wave - Volume 002 -Disc A \[Compilation\]** \[Alex\] Ihr seid immer noch bei Radio Irrtum!, mein Name ist Herr Irrtum! und gerade hörten wir ↑↑↑ . Das ist eine ganz schräge Compilation, die ein gewisser Yoni Den zusammen stellt, der von sich behauptet, im Pferdekopfnebel zu Hause zu sein und der Chef des Labels “Bonk Knob Records" ist. Als solcher ist er der Erfinder des Musikgenres Bonkwave. Was ist denn nun Bonkwave? Oder… was ist nicht Bonkwave? Ja, das ist der Gag daran, das ist vollkommen egal. Wer an das Label “Bonk Knob records” einen Track schickt, der muss davon ausgehen, dass der Track auf der nächsten Compilation von Bonk Knob erscheint. Und dann kann sich der oder die Kunstschaffende sicher sein, entweder Bonkwave oder eben kein Bonkwave fabriziert zu haben, denn die Compilations lassen immer ganz explizit offen, ob das nun eine Bonkwave oder doch keine Bonkwave Compilation ist. Viral gegangen ist das Ganze insbesondere und sehr bewusst im Fediverse, dem freien Sozialen Netzwerk. Daraufhin wurden jede Menge irre guter Tracks eingeschickt, teilweise von Leuten, die Ihr schon aus dieser Sendung kennt. Attks th Drknss ist allerdings NEU in dieser Sendung hier. Anders, als ich behauptet habe, sind die Beeps und Blops und der Rauschgenerator dann doch nicht vom Atari 2600 - ich mein, das könnten sie dennoch sein, aber tatsächlich hat er das in einem Blogbeitrag ganz schön beschrieben: Er hat seinen Gameboy in sein Roland SP404 gesampelt und dann daraus dieses Stück “Has anyone seen the robotic invasion alert system?” gezimmert. Ganz ganz groß! Und jetzt wird es Zeit für einen Hörerwunsch - aber, das lassen wir den Hörer, der extra bei uns angerufen hat, mal selbst ansagen: \[Dieter\] **11. Shrudd: Machine Lungs / Bizarro \[EP\]** ↑↑↑ Shrudd, das ist eigentlich nur ein Egg-Punk (wobei, das hier war eher “normaler” Punk)-ein Eggpunk-Side-Project von der Band “Thee Tab” aus Louisville (Luhivill), Kentucky, die eher so eine Art psychedelic Beach Music machen :) Und von Punk gehen wir noch mal in eine ganz andere Gitarrenrichtung - hier sind ↓↓↓ **12. Full of Hell, Nothing: Forever Well / When No Birds Sang \[Album\]** ↑↑↑ Full of Hell sind bei Metalfans durchaus ein Begriff, sie fingen 2009 mit extravagantem Grindcore an und sind mittlerweile auf diesem Album viel mehr Richtung Doom und Drone gegangen. Das hat mit Sicherheit etwas mit ihren Partnern von Nothing zu tun, die nun wirklich eine bekannte Shoegaze Band sind. Und wenn man Grindcore mit Shoegaze zusammenwürfelt - was eine genauso irre wie excellente Idee ist - dann kommt halt sowas wie droniger Doom heraus. Und nicht etwa Songwriter Kram, wie der folgende Track. Der kommt von… und heißt… **13. Rogér Fakhr: Down To My Bones / Habibi Funk 025: East of Any Place \[Album\]** ↑↑↑ Das ist nichts Neues im übrigen - das sind Songs, die in den 70er Jahren irgendwann, irgendwo im Libanon aufgenommen wurden jetzt von dem Berliner Label Habibi Funk Records zum ersten Mal veröffentlicht wurden, weil das damals in den Wirren des libanesischen Bürgerkriegs nicht denkbar war. Die Aufnahmen überdauerten die Zeit in wechselnden Verstecken und wurden für diese Veröffentlichung nicht nennenswert bearbeitet - alles ist so pur belassen, wie es damals aufgenommen wurde und wirklich fantastisches Material von einem zum Glück gesunden und immer noch aktiven Ausnahmekünstler. Und damit sind wir am Ende von \[OMG…\] mein Name ist Herr Irrtum! und mehr Informationen inklusive der Playlist findet Ihr kurz nach der Sendung im Fediverse unter meinem Account @herr_irrtum@s.basspistol.org . Habt ein friedliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr, in dem wir uns hoffentlich wiederhören können. Und bis dahin habe ich noch einen Titel für Euch: Das “Tara Clerkin Trio” mit “Marble Walls” aus ihrem neuen Album “On the Turning Ground”. Ein Trio aus Bristol (zwei Jungs, ein Mädel), was eine unheimlich schöne verträumte Avandgard-Pop Platte gemacht hat, die ich Euch hiermit wärmstens ans Herz lege. Machts gut, Euer Herr Irrtum! **14. Tara Clerkin Trio: Marble Walls / On The Turning Ground \[Album\]**